Den eigenen Hund körperlich maßregeln?

Keine Ausreden mehr für Strafreize

Der eigene Hund zeigt unerwünschtes Verhalten, hört nicht und schaltet scheinbar auf Durchzug – Was nun? Den Hund körperlich maßregeln? Von Leinenruck bis zur Wasserspritze gibt es viele Methoden, um den Hund für sein Fehlverhalten zu bestrafen. Und eines können wir bereits vorweg nehmen: keine davon sollte für dich und deinen Hund in Frage kommen … 

Den Hund bestrafen

Vor einigen Jahren galt es noch als neu und innovativ, wenn man als Hundeschule oder Hundetrainer*in gesagt hat, dass man rein mit den Methoden der positiven Verstärkung trainiert. Kurze Zeit später wurde diese Aussage aber bereits inflationär verwendet – auch wenn der Alltag oft anders aussieht. Denn es herrscht leider immer noch sehr viel Unwissenheit und Unverständnis über die Strafe und Korrektur unserer Hunde. 

Aber mittlerweile kann und sollte man sich nicht mehr damit herausreden, dass gewisse Methoden doch auch in der Vergangenheit immer angewendet wurden und man selbst gute Erfahrungen mit dem Training gemacht hat. In der modernen Hundeerziehung sollte man den aktuellen wissenschaftlichen Wissensstand der Forschung berücksichtigen und so gibt es keine Ausreden mehr für die Bestrafung unserer Hunde! 

Statt in der Hundeerziehung Strafreize und Schreckmethoden verwenden zu müssen, gibt es gut funktionierende Alternativen, die ohne ‚Nebenwirkungen‘ auskommen und deutlich nachhaltiger wirken! Denn alle Methoden, um den Hund zu bestrafen oder gar körperlich zu maßregeln haben eine Gemeinsamkeit: Man versucht die Symptome zu minimieren, in dem man sie dem Hund verbietet und damit Verhalten hemmt, statt an der eigentlichen Ursache des Problems zu arbeiten. Die Folge? Der Hund muss sich für seinen Frust, seine negative Energie oder seine Angst ein anderes Ventil suchen. Das können dann zum Beispiel körperliche Beschwerden oder aggressive Verhaltensweisen sein.

Keine Ausreden mehr!

Ein Hund sollte immer mit Respekt, Liebe und Verständnis erzogen werden. Aber natürlich auch mit der nötigen Konsequenz – diese gilt aber wohl eher den Hundehalter*innen in der Umsetzung eines gut aufgebauten Trainings. Dabei muss darauf geachtet werden, warum ein Hund gewisses Verhalten zeigt, damit man die Ursache erkennt und behandelt und nicht nur Symptome deckelt. 

Es sind alle Formen von Gewalt, aversiven Hilfsmitteln und Schreckmethoden abzulehnen. Dazu zählen:

  • Gewalttätiges körperliches Maßregeln des Hundes (Schläge, Knie hochziehen, in die Flanken schlagen, etc.)
  • Brüllen und Anschreien, ständiges Schimpfen, „Nein-Aus-Pfui!“, Zischlaute
  • Leinenruck, Zughalsband, Stachelhalsband
  • Typische aversive Hilfsmittel: Wasserspritzen, Disc-Scheiben oder Ketten werfen, Erziehungshalsbänder mit Sprühstoß oder Strom, Rüttelboxen

Die harmlose Korrektur?

Viele Hundebesitzer unterschätzen die Wirkung von Wasserspritzen oder Disc-Scheiben, da sie dem Hund offensichtlich keine körperlichen Schmerzen zufügen. Der Hund wird nicht offensichtlich körperlich gemaßregelt und dennoch ist ihr Einsatz absolut bedenklich. Denn es macht die Vierbeiner nervös und unsicher, wenn sie in der Erwartungshaltung sind, es könne zu einem Schreck kommen ohne zu wissen wann. 

Hunde zeigen ein Verhalten, weil es in dieser Situation für den Hund das einzig Richtige zu sein scheint. Unsere Hunde können somit gar nicht davon ausgehen, dass für dieses Verhalten eine Strafe folgen wird. Oder sein Bedürfnis das Verhalten zu zeigen ist so groß, dass er nicht anders kann, obwohl er bereits gelernt hat, dass eine negative Konsequenz folgen wird. Wenn ein Hund sein Verhalten durch diese Art der Maßregelung unterbricht, dann haben die Hilfsmittel eine enorme Wirkung auf den Hund. Nur weil wir Menschen keine Schmerzen damit in Verbindung bringen und den Hund erziehen möchten, heißt das nicht, dass man einen Hund mit diesen Signalen nicht nachhaltig und tiefgehend erschrecken kann. Sonst hätte diese Korrektur ja gar keine Wirkung.

„Nein, Aus, Pfui!“– Die Sache mit dem ‚Fehlverhalten‘

Es ist menschlich, dass Hundehalter*innen ihren Hunden im Alltag sagen möchten, was er nicht machen darf oder dass er in ihren Augen gerade etwas falsches getan hat. Es ist schwierig einem Hund verständlich zu machen, dass sein für ihn vollkommen nachvollziehbares Verhalten für uns unerwünscht ist. Wie kann ein Rüde verstehen, dass er der läufigen Hündin nicht nachsteigen soll? Woher weiß ein Hund, dass der halbe Kuchen auf dem Sofatisch nicht für ihn übrig gelassen wurde? Hunde verstehen das erst einmal nicht. Man kann ihnen lediglich über die Erziehung ein Alternativverhalten oder einen guten Gehorsam beibringen und dafür sorgen, dass der Hund insgesamt entspannt und ausgeglichen ist.

Die Sache mit der Perspektive

Generell ist es schwierig davon zu sprechen, dass der Hund Dinge falsch macht oder nicht machen darf. Stattdessen sollte man eher davon sprechen, dass der Hund in gewissen Situationen Verhaltensweisen zeigt, die für die Hundehalter*innen unerwünscht sind. Trotzdem sollte es natürlich das Ziel sein, dass der Hund über den Tag überwiegend erwünschtes Verhalten zeigt, sodass gar nicht mehr so viel Zeit für unerwünschte Verhaltensweisen bleibt. 

Statt also den Hund körperlich zu maßregeln oder zu bestrafen, kann gemeinsam mit positiv arbeitenden Hundetrainer*innen daran gearbeitet werden das bestehende unerwünschte Verhalten auf ein Minimum zu reduzieren. Sollte es dennoch passieren, dass der Hund in entsprechende Verhaltensweisen verfällt, müssen wir Hundehalter*innen in der Lage sein, dieses unerwünschte Verhalten zu unterbrechen und eine Situation mit erwünschtem Verhalten zu erzeugen. 

Focus on the good

Überlege dir doch an dieser Stelle mal, welches Probleme dein Hund zeigt. Vielleicht bellt er, wenn es an der Haustüre klingelt? Dann überlege dir doch im zweiten Schritt, wie lang und oft das Pro Tag vorkommt. In unserem Beispiel klingelt es 4 mal pro Tag, wobei der Hund jeweils für 30-60 Sekunden bellt. Wir sprechen also von 4 Minuten unerwünschtem Verhalten pro Tag. Wir sind uns in diesem Fall doch einig, dass die restlichen 23 Stunden und 56 Minuten doch eindeutig überwiegen, oder? 

Natürlich darf und soll daran gearbeitet werden, dass der Hund kein übermäßig unerwünschtes Verhalten zeigt. So erfährst du in unserem Webinar Grenzen setzen – fair und effektiv, wie du deinem Hund positiv und nachhaltig Grenzen beibringen kannst. Dennoch sollten wir uns auch verdeutlichen, wie viele Stunden am Tag der Hund vollkommen brav ist und sich in den Augen der Menschen richtig verhält. Warum sich also nicht darauf stürzen und den Hund mit Lob, Belohnung und positivem Umgang darin bestärken, weiterhin so viel erwünschtes Verhalten zu zeigen? Nicht nur bei uns Menschen, auch bei Hunden sollte man sich auf die positiven Aspekte konzentrieren und die wenigen negativen versuchen auszugleichen, ohne ihnen zu viel Bedeutung im gemeinsamen Miteinander zukommen zu lassen.

Das passende Webinar zum Thema:

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