Spaziergang mit vertauschten Rollen

Etwas Abwechslung auf den Spaziergängen mit deinem Hund gefällig?

Die Gassirunden mit dem eigenen Hund sind für uns Hundehalter*innen ein fester Bestandteil im gemeinsamen Alltag und liebstes Ritual. Wir haben aber nun einen kleinen Perspektivwechsel für dich, der dabei für etwas Abwechslung sorgen kann! 

Der tägliche Spaziergang

Das Halsband ist angelegt, die Hundebeutel sind eingepackt und vielleicht wartet der eigene Hund auch schon mit wedelndem Schwanz bereit für ein Abenteuer vor der Tür. Ein so häufiges Ritual und doch verfallen wir wie viel zu oft in Überlegungen. Sollen wir heute mal wieder den Ball mitnehmen, die liebste Hundefreundin treffen oder noch eine Trainingsrunde auf der nächstgelegenen Grünfläche einlegen? Während unser Vierbeiner nichts von unserer Grübelei mitbekommt und in Gedanken wahrscheinlich schon bei den flinken Mäusen am Wegesrand oder der doch so verlockenden und natürlich extra dreckigen Pfütze auf der durchnässten Wiese ist, haben wir den Wunsch, die tägliche Spazierrunde für uns und unseren Hund so schön wie möglich zu gestalten. Spaziergänge mit unserem kleinen oder großen Begleiter sind etwas ganz besonderes. Sie bieten uns eine tolle Möglichkeit, in dem sonst so hektischen Alltag einen Moment der Ruhe zu finden und unsere Gedanken schweifen zu lassen. Jedoch stellt sich uns  dabei oftmals die Frage, ob der eigene Hund mit den ausgewählten Strecken und der täglichen Beschäftigung tatsächlich ausgelastet ist. Wir suchen nach neuen Anregungen und Impulsen zum Thema Spaziergang. Dementsprechend wird im folgenden Beitrag eine Idee für Spaziergänge vorgestellt, welche uns und unserem Vierbeiner Spaß macht, sich an den Bedürfnissen unserer Hunde orientiert und sich bestenfalls positiv auf deren Entwicklung und Verhalten auswirkt.

Alles eine Sache der Perspektive

Jedoch müssen wir dafür dem weiterverbreiteten Mythos, dass Hunde nicht selbst entscheiden dürfen, entgegentreten. Gerade in unserem Alltag sind wir Hundehalter*innen vor allem mit der Aufgabe beschäftigt die eigenen Hunde zu erziehen. Immer wieder bekommt man dabei zu hören, dass strikte Regeln und Grenzen erforderlich sind. So wird oftmals akribisch darauf geachtet, den Hunden immer das Richtige und auf keinen Fall eine Unart beizubringen. Aber was wäre, wenn unsere Hunde tatsächlich einmal die Möglichkeit bekommen, eigene Entscheidungen zu treffen? Im schlimmsten Fall würden wir bedürfnisorientiert handeln und einen gut gelaunten Hund an unserer Seite haben. Und das ist doch garnicht so übel, oder? 

Es kommt also ganz auf die Betrachtungsweise an und dementsprechend wollen wir euch nun die Idee des Spaziergangs mit vertauschten Rollen an die Hand geben. Normalerweise verlaufen die täglichen Spaziergänge mit dem eigenen Hund entlang einer festen Strecke, aber manchmal entscheidet man auch situativ, welchen Weg man einschlagen möchte. Oftmals wird die Lieblingsrunde übers Feld gewählt, der nächste Park angesteuert oder vielleicht liegt ja sogar idealerweise die Lieblingseisdiele auf dem Weg. Natürlich kann es aber auch sein, dass mal nicht so viel Zeit ist, der nächste Termin schon ansteht und die Runde etwas kleiner ausfällt. Jedenfalls ist eines immer gleich: Wir Hundehalter*innen bestimmten im wahrsten Sinne des Wortes, wo es lang geht und das ist natürlich auch völlig in Ordnung. Bei diesem Spaziergang vertauschen wir nun aber die Rollen und überlassen die Entscheidung unseren Hunden. Die Abmachung dabei ist, den Weg gemeinsam entlang zu laufen und bei jeder Weggabelung oder Kreuzung die Entscheidung an den Hund abzugeben. Wir müssen lediglich den Startpunkt des Spaziergangs bestimmen und im zweiten Schritt unseren Vierbeiner dazu motivieren den Weg auszuwählen und dessen Signale richtig deuten.

Ordnung muss sein

Das erscheint für die meisten Hundehalter*innen erstmal sehr einfach, da der Hund während Spaziergängen meist eh eine bestimmte Richtung anstrebt –  natürlich in die genau gegensätzliche, versteht sich. Tatsächlich ist es jedoch häufig zu beobachten, dass es für die Hunde sehr schwierig ist, eigene Entscheidungen zu treffen, nachdem wir Hundehalter*innen das in der Vergangenheit immer für sie übernommen haben. Durch unsere Erziehungsmethoden warten sie oftmals ab, was wir ihnen vorgeben und orientieren sich sehr stark an uns. Das wird sich nun auch in dieser Übung bemerkbar machen. Damit wir unseren Hund bei der Entscheidung unterstützen und diese richtig deuten können, bietet es sich an, bei einer Ampel oder Kreuzung hinter dem Hund stehen zu bleiben und beim Loslaufen zu beobachten, in welche Richtung der Hund möchte. Sollte man auf dem ausgewählten Weg nicht notwendigerweise anhalten müssen, kann man die Geschwindigkeit leicht reduzieren, sich hinter den Hund zurück fallen lassen und etwas versetzt zueinander weiterlaufen. Man sollte darauf achten, dass die Leine locker gehalten und dem Hund genug Freiraum gegeben wird, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Sollte dieser verunsichert stehen bleiben, können wir durch ein bis zwei Schritte in eine Richtung testen und beobachten, wie freudig unser Hund uns begleitet. So merkt man recht schnell, welche Richtung priorisiert wird und lernt den eigenen Vierbeiner besser kennen und lesen. Dabei geht es jedoch nicht darum, den Spaziergang in ein Chaos ausarten zu lassen, sich quer durch die Gegend oder das nächste Gebüsch ziehen zu lassen und dadurch am Ende vielleicht in Nachbars Garten zu stehen. Es ist selbstverständlich, dass wir die üblichen Gepflogenheiten während des Spaziergangs beibehalten und andere Menschen und Hunde weiterhin berücksichtigen und respektieren. Somit müssen wir also nicht alle Erziehungsthemen oder jegliche Interaktion mit dem Hund über Bord werfen und können beispielsweise trotzdem auf Leinenführigkeit achten und unseren Hund auf das Ende der Leine hinweisen.

Die kleinen und großen Entdecker

Gleichzeitig dürfen unsere Hunde den Weg wählen, wodurch der Spaziergang mit vertauschten Rollen sehr bedürfnisorientiert ist. So individuell wie unsere Vierbeiner dabei sind, kann sich diese Art des Spaziergangs auch auf unsere Hunde auswirken. Viele Fellnasen werden zu kleinen oder großen Entdeckern, die sich darüber freuen, die Welt in ihrer Geschwindigkeit und auf ihre Art und Weise erkunden zu dürfen. Wiederum andere können durch dieses Spiel in einer Umgebung, in welcher sie sich oftmals unsicher oder unwohl fühlen, Selbstsicherheit erlangen. Demnach folgen manche Hunde den üblichen Spazierrunden vielleicht gemächlich und eher lustlos, aber erforschen die Welt nun durch die gewonnene Entscheidungsfreiheit sehr begeistert und in deutlich erhöhter Geschwindigkeit. Einige Hunde werden also auf den Spaziergängen wesentlich freudiger und mutiger, andere ruhiger und ausgelassener. Dabei teilen aber alle die Freude an den Spaziergängen auch nur all zu gerne mit uns. Denn während die Hunde schwanzwedelnd Entscheidungen treffen, haben wir das große Glück, unsere Entdecker dabei beobachten zu dürfen. Und das ist nicht nur richtig schön, sondern tatsächlich auch in gewisser Weise berührend. 

Unser Resümee

Ein Spaziergang mit vertauschten Rollen hat somit viele verschiedene Vorteile und kann als eine Art Spiel gesehen werden, welches man doch ab und zu in den Alltag integrieren kann. Der Hund lernt dadurch zu entscheiden und diese Entscheidung auch sichtbar zu machen. In der Regel bekommt unser Vierbeiner gute Laune, da er durch die Möglichkeit der eigenen Entscheidung auch etwas weniger Frust erlebt. Aber auch wir profitieren von dieser Art des Spaziergangs. Wir lernen die Körpersprache unseres Hundes und auch dessen Vorlieben besser kennen. Oftmals trifft der Hund überraschende Entscheidungen und wählt unerwartete Wege. So lernt man neue Orte kennen und kann die altbekannte oder vielleicht nach einem Umzug noch unbekannte Gegend auf eine ganz besondere Weise entdecken. Dem Hund die Entscheidung zu überlassen ist dabei nicht so einfach, wie es im ersten Moment klingen mag und benötigt vielleicht zu Beginn ein klein wenig Überwindung. Der Gedanke daran sollte nun jedoch hoffentlich nicht mehr ein ungutes Bauchgefühl, Zweifel oder sogar Angst bei euch hervorrufen. So könnt ihr diesen Beitrag als kleinen Stupser ansehen, die Welt auch mal aus den Augen eures treuen Vierbeines zu betrachten, denn machmal muss man eben die Perspektive wechseln, um den Himmel zu sehen, nicht wahr?

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